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Mein neues Paralleluniversum

Während viel Menschen permanent das Gefühl haben, sie hätten nichts anzuziehen, kommt es mir oft so vor, als hätte ich nie die passende Tasche zur Hand.

Und als ich vor ein paar Wochen über die bevorstehende Reise nach Neuseeland nachdachte, schlich sich wieder mal ein “ich habe keine passende Handgepäck-Tasche” in meinen Kopf. Was eigentlich meint “mit der vom letzten Mal kann will ich mich nicht mehr blicken lassen”.

Mit Handgepäcktasche meine ich übrigens nicht meinen notorisch übergewichtigen Foto-Trolley, sondern das, was Fluggesellschaften meist als die Tasche für “personal Items” bezeichnen. Das Gefäß für Geld und Reisedokumente, die noise-cancelling Kopfhörer, das Strickzeug, die wichtigsten Unterwegsmedikamente und das überlebenswichtige Set Waschzeug und Unterwäsche … nur falls mal das Gepäck verschütt geht. Kurz: Mein zukünftiges Paralleluniversum.

Wie praktisch, wenn ich gerade erst ein passendes Projekt in die Will-ich-unbedingt-mal-nähen-Warteschleife geschoben habe. Ein wunderbarer Zufall. Nicht.

Der RTR Crossbody Bag

Sindy von “Mein gewisses Etwas” und Dominique von “Kreamino” haben im Rahmen von “I choose you sew” jeweils eine Version des RTR (Room To Roam) Rucksacks von Merchant & Mills aus Oilskin genäht.

Beide Umsetzung fand ich richtig schön – allerdings war mir Sindys sehr klassische Version mit den Lederriemen wegen der fummeligen kleinen Schnallen zu unpraktisch. Weil ich ohnehin nicht auf den Rucksack hinauswollte, sondern auf die mitgelieferte Crossbody-Bag-Option habe ich mich dann stark an Dominiques Ansatz orientiert: Gestreiftes Baumwollgurtband und breite Steckschnallen sollten die Hardware bilden.

Blieb nur noch die Frage nach der Farbe: Weil Dry Oilskin in den meisten Shops nicht mehr in allen Farben vorrätig war, fielen die kühleren Farboptionen schnell aus. Gelandet bin ich mit der Farbe Oxblood, was ein tiefes, sehr dunkles Rotbraun ist, im warmen Farbspektrum. Kombiniert mit einem ocker-goldenen japanischen Baumwollstoff (Asanoah) für das Futter und bronze-/messingfarbenem Zubehörteilen wurde dann ein ganz stimmiges Bild daraus.

Was die Farbe des Baumwollgurtbands angeht, habe ich mich in letzter Minute auf dem Nähtisch noch einmal unentschieden. Statt des naturfarbenen Bands mit beigen und dunkelbraunen Streifen, ist es doch die klassische schwarz gestreifte Version geworden.

Weil ich gerade im Gewühl – beim Reisen oder auf Veranstaltungen – meine Wertsachen gerne gut verstaut weiß, habe ich die im Schnittmuster vorgesehene geteilte Einschub-Tasche im Futter gegen eine durchgehende Reißverschluss-Tasche getauscht. Bedient habe ich mich da an der Variante, die im Messenger Bag aus dem Taschenspieler 3 (farbenmix) umgesetzt ist. Ein zusätzliches Schlüsselband mit Karabiner verhindert, dass mein Schlüsselbund abwandert.

Hierin sind Geld, Papiere oder andere Wichtigkeiten sicher verstaut.

Die Tasche ist insgesamt sehr sehr geräumig und hat eigentlich nur einen einzigen Haken. Sie hat keinen richtigen Boden und steht deshalb nicht gut, zumindest so lange sie nur halb voll ist. Aber es geht gut was rein und das ist die Hauptsache. Wie Ihr seht, ist neben Stifterolle, A5-Notizbuch und den dicken Kopfhörern noch reichlich Platz für ein Buch, eine kleine Flasche Wasser oder mein Strickzeug.

Statt des vorgesehenen Magnetverschlusses fürs Hauptfach, habe ich auf einen der genialen LOXX-Knöpfe zurückgegriffen. Die schließen sicher, sind trotzdem unkompliziert zu öffnen und man reißt nicht unnötig am Stoff herum.

Ein paar Detailbilder müssen noch sein 😉

Dry Oilskin ist übrigens ein geniales – wenn auch eigenwilliges – Material. Aufgrund seiner gewachsten Natur ist es nicht wirklich ratsam (oder notwendig) ihm mit dem Bügeleisen zu Leibe zu rücken. Schneiderkreide hält darauf auch nicht. Dafür kann man Linien sehr einfach mit dem Falzbein markieren und auch zum Knicken von Nahtzugabe-Kanten ist Letzteres echt super geeignet. (Ein Nähleben ohne Falzbein ist zwar möglich aber sinnlos). Hast Du Dich vernäht, musst Du damit leben, dass Stiche eher sichtbar bleiben als auf ungewachstem Stoff – obwohl ein Drüberrubbeln mit dem Fadenradierer schon ganz gut hilft.

Ansonsten: was gibt es gegen schmutz- und wasserabweisendes Material einzuwenden? Nichts! Genau.

Und weil es soviel Spaß macht, habe ich das ganze zu guter Letzt noch in meinem Projektheft dokumentiert.

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Verlinkt mit  SewLala und Du für Dich am Donnerstag

PS: zur aktuellen Podcastfolge geht es hier entlang.

Quilt: work in progress

Mein Erstlingsquilt ist fertig

Bücher und Blogs übers Quilten lese ich schon seit geraumer Zeit und auch das ein oder andere Craftsy-Video zu dem Thema liegt in meiner Videobibliothek. Trotzdem war mir lange nicht klar, was denn mein erster Quilt werden sollte. Tula Pinks City Sampler hat mich gereizt, aber war mir für ein erstes Projekt dann doch zuuuu viel Fleißarbeit. Und alle Blocks so exakt nähen zu müssen, dass sie hinterher auch zusammen in ein Top passen? Hilfe!. Das flößt mir einfach (noch) zu viel Respekt ein. (Obwohl … so ein paar fertige Quadrate davon habe ich ja schon in der Kiste liegen).

Andererseits … immer nur die Patchwork-Arbeiten anderer anzuschmachten führt nur zu noch mehr unkontrollierten Stoffkäufen. Und frau kann schließlich nicht immer nur Taschen oder Sweater nähen. Irgendwann musste ich meinen ersten Quilt mal “aus dem System” bekommen.

Ende letzten Jahres bin ich beim Surfen endlich über das kostenlose Muster für den Shoreline Quilt (Tula Pink, Free Patterns, Shoreline Quilt) gestolpert und der hat sich in meinem Hinterkopf quasi angeheftet. Weil er – bis auf den Hintergrund – aus einer Jelly-Roll und einem Charm-Pack besteht, ist er schnell zu nähen und noch schneller zuzuschneiden (davor hatte ich ja am meisten Respekt). Außerdem kommt er schön grafisch daher – das mag ich!

Und dann ging es doch irgendwann los …

Den Ausschlag gab dann ein Ausflug mit Freundin Eva … seit gefühlten Ewigkeiten wollten wir schon mal zusammen beim Stoffsalat in Havixbeck aufschlagen. Und sei es nur, um mal wieder die Nase zwischen die Aurifil-Garnrollen zu stecken. Am Ende fand dann nicht nur eine Box Garn den Weg in meine Einkaufstasche, sondern ich hab mich auch gründlich in den Retrocharme der  Ninja Cookies (Jenn Ski für Moda) verguckt. Einen Charm Pack konnte ich noch ergattern (den letzten), die Jelly Rolls waren aus. Mistikack!

Ich hab noch im Laden gegoogelt, ob ich woanders noch eine Rolle fangen kann. In Deutschland waren sie schon überall vergriffen, aber in UK bin ich noch fündig geworden. Nun sicher, dass ich alles zusammenbekomme, habe ich mir vor Ort auch gleich noch den Hintergrund- und Rückseiten Stoff geshoppt.

Leider kann man sich ja besser Zutaten als Zeit kaufen und so musste ich noch bis zum Jahreswechsel warten, bis ich endlich anfangen konnte.

Anfänglich ging alles noch ganz fix und das fertige Top lag schon knapp eineinhalb Wochen nach dem Start vor mir auf dem Tisch.

Beim Layern des Sandwich half der Mann und das war ein Segen. Ausgebremst haben mich dann die vielen eeeeeeewig langen Nähte. Statt eine komplizierten Quiltmuster einzusteppen, hab ich erst jede einzelne Naht im Nahtschatten abgesteppt, dann entlang der Längsnähte (rechts und links davon) jeweils mit einer schmalen Füßchenbreite Abstand nochmal zwei Nähte gesetzt. Alles in einer Garnfarbe, die in dem dunklen Halbleinen nahezu unsichtbar wird.

Das hat gedauert. E W I G! (also für mich)

Am Ende hat es sich gelohnt, ich bin wirklich happy. Die Decke ist ca 2,16 x 152m und ich habe gemütlich drunter Platz.

Shoreline Quilt

Fazit: Ich möchte meiner Nähmaschine eine Liebeserklärung machen. Weder riss ein Faden, noch gab es irgendwelche Probleme, das Projekt unter dem Arm durchzumanövrieren.

Die einzige Frage, die sich stellt: was zum Geier wird mein nächstes Patchworkprojekt?

(Mit dem Post geht es ab zum Creadienstag generell sowie zur Creadienstag Linkparty #325 vom 3. April 2018)

Materialien:

  • Ninja Cookies von Moda Fabrics: eine Jelly Roll, ein Charm Pack
  • Hintergrund, Rückseite & Binding: Robert Kaufmann Essex Yarn Dyed Leinen-/Baumwollmix (Charcoal)
  • Vlies: Bambus-Viskose
  • Garn: Aurifil

PS  Streng genommen gibt es noch eine weitere Frage: wann gibts eine neue Podcastfolge? Ganz bald. Auf jeden Fall,  bevor das nächste große Projekt startet. Viel wahrscheinlicher: in den nächsten Tagen – ich muss nur mal alles zusammenschreiben, was durch meinen Kopf spukt. 😉

I watch ‘Mad Men,’ I knit scarves, I cook and am very, very normal. Honestly.

Annie Lennox